Jeremias will leben! – Typisierungsaktion

Feb. 01, 2024

Jeremias will leben –

und wie man ihm dabei helfen kann


Jeremias Feißt aus Hausach ist an akuter Leukämie erkrankt. Eine Stammzellenspende könnte ihn retten. Der Hausacher Bärenadvent organisiert für ihn am 3. Februar eine Typisierungsaktion.

Es war am 21. Dezember, drei Tage vor Weihnachten, als es Jeremias Feißt und seiner Frau Dragana den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Schon einige Wochen vorher hatte er sich schlapp gefühlt. Er schob es auf den Stress zum Jahresende. Und auch, als starke Nacken- und Kopfschmerzen, schlechter Schlaf und stechende Schmerzen in den Beinen hinzukamen, arbeitete er trotz Krankschreibung im Homeoffice weiter. Jeremias Feißt ist IT-Systemkaufmann und arbeitet in der Qualitätssicherung für ein Münchener Unternehmen.

Als seine Ärztin Maria Tereza Bliß, nachdem sie ein großes Blutbild angefordert hatte, ihn gemeinsam mit seiner Frau in die Praxis gebeten hatte, schwante den beiden schon Unheil. Und dann die niederschmetternde Diagnose: Akute myeloische Leukämie (AML, Hintergrund I). Jeremias Feißt wurde umgehend in der Interdisziplinäre Tumorzentrum (ITZ) der Freiburger Uniklinik eingeliefert. Statt Heiligabend am Christbaum und Silvester mit Freunden starke Chemotherapie mit drastischen Nebenwirkungen. 

„Es war erschütternd, ein Kopf voller Fragezeichen“, schildert Jeremias Feißt in einem Videogespräch mit dem Offenburger Tageblatt die Zeit nach dem Gespräch mit der Ärztin. Der Oberschopfheimer kam der Liebe wegen vor 16 Jahren nach Hausach. Seine Ehefrau Dragana steht – oder eher sitzt – fest an seiner Seite, mit Atemmaske, um ihn ja nicht noch weiter zu gefährden. „Wir wurden von jetzt auf gleich aus dem Alltag gerissen“, wird sie diesen Tag der Diagnose nie vergessen. Sie kümmert sich nun daneben auch um die Kernsanierung des Wohnhauses seiner Großeltern in Oberschopfheim. „Es ist nicht einfach, so zur Untätigkeit verdammt zu sein“, sagt ihr Mann im Krankenbett. Auch seine erwachsene Tochter bangt mit ihm.

Mittlerweile wurde die Chemotherapie, die zunächst in einer sehr starken Variante per Infusion verabreicht wurde, auf Tabletten umgestellt. Seitdem haben die Nebenwirkungen etwas nachgelassen, das Fieber auch. Trotz des schweren Schicksals sprechen die beiden von ihrer Dankbarkeit. Für die Hausärztin, deren Umsicht es zu verdanken sei, dass die Krankheit noch in einem relativ frühen Stadium erkannt wurde. Für die Ärzte und das gesamte Klinikpersonal im ITZ, die sich „ganz super um die Patienten und die Angehörigen kümmern, das hilft uns zuversichtlich zu bleiben“ und für all die lieben Worte und den Zuspruch aus ihrem Umfeld. 

Und dankbar sind Jeremias und Dragana Feißt auch dem Verein Hausacher Bärenadvent e.V., der für den 3. Februar eine Typisierungsaktion startet (Hintergrund II). Das Ehepaar ist durch ein „Bärenkind“ im Bekanntenkreis zum Bärenadvent gestoßen, hatte vorher immer schon gespendet und wurde bei der Vereinsgründung auch gleich Mitglied. 

„Für uns ist das eine Möglichkeit, jemandem etwas zurückzugeben, der die Bärenkinder schon lange unterstützt“, sagt Vorsitzender Erwin Moser. Schließlich stehe in der Satzung des Vereins „für Menschen“ und nicht ausschließlich „für Kinder“. „Wir wollen unser großes Netzwerk nutzen, um einem Mitglied, Freund und Gönner zu helfen“, so Moser. Tatsächlich gingen „überall Türen auf“, man habe bereits zahlreiche Sponsoren für die Bewirtung an dem Tag und auch schon etliche für die Übernahme der Laborkosten für die Typisierung. Das Geld für die „Bärenkinder“ werde dafür keinesfalls angegriffen. 

„Jeremias will leben“, überschreibt die Stammzelldatei Freiburg die Aktion in Zusammenarbeit mit dem Hausacher Bärenadvent. Eine eventuelle Transplantation läuft nur über das Blut, „es ist keine Knochenmarkpunktion erforderlich“, betont die Stammzelldatei Freiburg. Ansprechpartnerin für die Aktion des Hausacher Bärenadvents ist dort die Ärztin Julia Braun. Dass gerade bei dieser Aktion ein „genetischer Zwilling“ für Jeremias Feißt gefunden wird, wäre ein sehr großer Zufall. Für ihn wird weltweit nach einem geeigneten Stammzellenspender gesucht, und auch die Daten dieser Hausacher Aktion werden in die weltweit zugängliche Datenbank eingepflegt. „Vielleicht kann ja irgendwo jemandem geholfen werden, der das gleiche Schicksal erleidet wie ich“, so Jeremias Feißt. 

Er wird Anfang Februar das Ergebnis der ersten Stammzellensuche erfahren. Er weiß, dass seine Krankheit allein mit Chemotherapie nicht geheilt werden kann. Das wäre nur möglich mit einer Stammzelltransplantation und damit einer Runderneuerung des Immunsystems und der Blutbildung. Dabei werden alle bösartigen Zellen beseitigt und durch gesunde ersetzt. Noch träumt Jeremias Feißt von Spaziergängen mit seinem Hund, vom Golfspielen, vom Motorradfahren. Er wird kämpfen und ist allen dankbar, die ihn dabei unterstützen. 


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